Konsolenkinder

Seit vielen Jahren schon wird in Fachkreisen darüber diskutiert, ob man Videospiele unter „Kunst“ verorten kann. Für viele Kritiker sind Videospiele einfach nur Kitsch, und dieser ist immer nur konventionell, populär und besitzt keine tiefere Bedeutung. Kitsch fordert den Betrachter niemals heraus und erzeugt auch keinerlei Assoziationen, die zum Nachdenken anregen oder ironisch interpretiert werden könnten. Kunst definiert sich aber nicht darüber, dass sie den Menschen gefällt oder starke Emotionen hervorruft. Kunst ist vielmehr dazu da, Aufmerksamkeit zu erregen. Somit sind die Erzeugnisse, die der Unterhaltungsindustrie entstammen, in den meisten Fällen als Kitsch stigmatisiert.

Das mag bis hierhin durchaus seine fachliche Berechtigung haben, jedoch gilt es zu konstatieren, dass jene Videospiele durchaus in die Nähe von Kunstwerken zu rücken sind, wie sie die Musik, Literatur oder die Malerei hervorgebracht haben.

Die Kunstformen, bei denen sich Videospiele bedienen, umfassen zweifelsohne Film ebenso wie Literatur und Musik. Und Malerei! Gegenwärtige Spiele-Entwickler lassen sich es nicht nehmen, künstlerische Anspielungen in ihnen zu verstecken. Als imaginärer Erfahrungsraum, der einer eigenen Logik folgt, dabei aber visuelles, akustisches und narratives Material verarbeitet, befinden sich die Videospiele daher durchaus auf Augenhöhe mit anderen Kunstformen. Das gilt auch für ihr subversives Potenzial, das sich in vielen Fällen aus der Abwandlung und Erweiterung vorhandener Spiele ergibt.

Doch wie kommt die Kunst ins Spiel? Und das Spiel in die Kunst? Dies demonstriert das Düsseldorfer Künstlerkollektiv Konsolenkinder seit 2010 in den verschiedensten Lokalitäten in Köln, Krefeld, Zürich, Willich, Hamburg und St. Petersburg.

Seit sieben Jahren nun schon veranstalten die Konsolenkinder niedrigschwellige Games-Veranstaltungen, bei denen Retro-Spielkonsolen und deren Games im Vordergrund stehen. Dabei hat zunächst stets der gemeinsame Spielespaß höchste Priorität, da Videospielklassiker wie Pong! oder Atari VCS 2600, aber auch das Nintendo Entertainment System weniger mental überfordern. Zwischen wechselnden Installationen, Pixel- und Tape-Art-Ausstellungen, musikalischen Chiptunes-Live-Darbietungen stehen im Zentrum dieser Veranstaltungen klassische Videospielkonsolen aus den letzten 40 Jahren, die von den Besuchern bespielt werden können und sollen. Diese Fusion aus Kunst, computererstellter Musik und lebensnaher Auseinandersetzung mit der Videospiel-Ästhetik findet stets großes Interesse bei fachnahen wie auch fachfremden Besuchern, die regelmäßig aus ganz Deutschland und weiter dafür anreisen! Dabei steht auch der Aufbau und die Erweiterung von Medienkompetenz auf Basis von Videospielen der letzten 40 Jahre im Interesse der Konsolenkinder. Denn „Spielerisches Lernen“ verspricht, die kognitive, soziale, emotionale, motorische und kreative Entwicklung des Menschen zu fördern. Bei den Konsolenkindern stellt sich das in etwa so dar: Niederschwelliges und inklusives Gaming miteinander in der Auseinandersetzung mit der Videospielästhetik der letzten 40 Jahre, hautnahe und spielbare Technikgeschichte, digitale Teilhabe durch niederschwelliges Gaming, durch den Einblick in eine vielschichtige und stets wachsende Szene bzw. Berührungen mit Tape- und Pixel-Art, Chiptunes-Musik und dem Modding- und Progger-Milieu.